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In der Ruhe liegt die Kraft. Deshalb beginnt auf Bali jedes Jahr mit dem Tag der Stille. Wenn es um Achtsamkeit geht, ist uns der Ferne Osten ja meist etwas voraus. Aber wir holen auf: auch bei uns hält die Stille Einzug als Mittel der Reflexion, Entspannung und zur Kommunikation.
Stellen Sie sich das mal vor: für 24 Stunden ist alles ruhig. Keine Autos, keine Flugzeuge, keine Handys, keine Musik. Keine Supermärkte oder geöffneten Läden, keine Restaurants und auch kein Licht, wenn es dunkel wird. Niemand ist unterwegs, alle sind ganz bei sich. So ist es in Bali jedes Jahr an Nypei, dem Tag der Stille nach dem Neujahrsfest: Das öffentliche Leben steht still.
Der Tag dient dazu, sich mit Gott zu verbinden. Zu beten, meditieren und zu fasten. Die meisten Balines:innen schweigen die gesamte Zeit. Die absolute Ruhe signalisiert außerdem bösen Geistern, dass die Insel unbewohnt ist, damit sie weiterziehen.
Die Idee dahinter: Stille schafft Gemeinschaft, gibt Raum für Reflexion und vertreibt negative Energien. Deshalb wird bei uns ebenfalls immer mehr geschwiegen. Auch im positiven Sinne.
Schweigen als Signal
Stiller Protest kann laut sein. Das haben wir im Kleinen auf Weihnachtsmärkten erlebt, die keine Musik spielten, um auf hohe GEMA-Gebühren aufmerksam zu machen und damit unterstrichen, wie viel Kraft und Emotionalität in Musik steckt. Größer wird es, wenn wir mit Schweigeminuten Solidarität zeigen oder Opfern gedenken – zum Beispiel im Zuge des Russlandkriegs gegen die Ukraine.
Bei der „Earth Hour“ wird die Stille auch visuell: eine Stunde ohne Licht und Lärm soll auf den Klimawandel aufmerksam machen.
Ruheräume für Konzentration und Achtsamkeit
Unternehmen wie Vodafone oder die Universität Bielefeld bieten Mitarbeitenden und Studierenden Ruheräume an. Die Rückzugsorte sind bewusst schallisoliert und sollen Konzentration und Entspannung fördern. Hier können sich Menschen kurz aus dem Trubel zurückziehen, sich sammeln und gestärkt wieder an ihre Aufgaben gehen.
In Stille vereint
In Märkten von Edeka wird Ruhe auch zum Zeichen für Inklusion. Sie bieten „stille Stunden“ an ,ohne Durchsagen und Musik, um Menschen mit sensorischen Überempfindlichkeiten ein angenehmes Einkaufserlebnis zu ermöglichen. Auch Museen wie das in Chemnitz schaffen durch „stille Stunden“ Räume, in denen Besuchende Kunst in völliger Ruhe erleben können.
Ruhe aus Respekt und für Individualität
Silent Discos zeigen gleich zwei Seiten der bewussten Stille: hier feiern Menschen an verschiedensten Orten, ohne andere zu stören, denn die laute Tanzmusik erschallt nur über Kopfhörer. Gleichzeitig ermöglicht das Konzept, das Menschen mit verschiedenen Musikgeschmäckern zusammen feiern können und alle trotzdem zu der Musik tanzen, die sie am liebsten mögen.
Mal eine Auszeit nehmen
Obwohl große Events und Messen vom Trubel leben, wird hier vermehrt dafür gesorgt, dass es auch Silent Lounges gibt, um sich zurückzuziehen und Kraft zu tanken, bevor man sich wieder ins Getümmel stürzt.
Laut braucht leise
Wo viel Leben ist, braucht es auch Stille. Balance ist wie immer der Schlüssel. Deshalb wird es wichtiger, gerade in hektischen Zeiten und an vollen Orten auch für Ruheoasen zu sorgen – wie mit unseren Silent Islands. Gleichzeitig ist Stille ein machtvolles Instrument, um ohne Worte auszudrücken, was uns wichtig ist. Und ein „uns“ zu fördern. Vielleicht sollten wir also auch öfter gemeinsam still sein. So wie auf Bali.